Bewohner und Mitarbeitende im Haus Siloah ließen sich impfen

Werben, aufklären und vormachen: Bewohner und Mitarbeitende im Haus Siloah ließen sich impfen

Die Bewohner von Seniorenpflegeheimen gehören zu den Ersten, die eine Corona-Impfung bekommen sollen, ebenso wie die Mitarbeitenden, die sie pflegen und betreuen. Im Haus Siloah in Bad Krozingen, das zur Evangelischen Stadtmission Freiburg gehört, war es am 11. Januar soweit: Ein mobiles ärztliches Impfteam des Zentralen Impfzentrums (ZIZ) rückte an –  mit 140 Dosen des begehrten Impfstoffs im Gepäck.

Am frühen Nachmittag bildet sich eine lange Schlange vor dem Andachtsraum im Haus Siloah, der an diesem Tag als „Impfzentrum“ dient. Rund 70 Mitarbeitende reihen sich ein und warten geduldig auf ihren „Pieks“. Impfärztin Dr. Katrin Diehl, die an diesem Tag das Team leitet, freut sich über die „große Impfbereitschaft“. Sie selbst und andere Ärzte aus dem Team hatten im Vorwege Gespräche angeboten, bei denen viel Aufklärungsarbeit geleistet wurde – auch um verunsichernden Meldungen aus den sozialen Medien entgegenzuwirken und Vertrauen in den Impfstoff zu schaffen.

Für Einrichtungsleiter Hartmut Cech ist es besonders wichtig, dass Bewohner und Mitarbeitende völlig frei entscheiden können, ob sie sich impfen lassen. „Wir werben für die Impfung und bieten Aufklärung an.“ Aber es werde keinerlei Druck ausgeübt. „Manche warten lieber noch ab, ob es nicht doch irgendwelche Nebenwirkungen gibt.“ Cech setzt daher auch auf die Vorbildfunktion derjenigen, die sich an diesem Tag impfen lassen. Ewald Dengler, Vorstand der Evangelischen Stadtmisson Freiburg, betont ebenfalls die Freiwilligkeit. Er wünscht sich aber, dass die Mitarbeitenden erkennen, „was für ein Privileg es ist, bereits jetzt die Möglichkeit zur Impfung zu bekommen, während viele Impfwillige in der Bevölkerung ungeduldig auf einen Termin warten“.

Dazu gehört Daniel Ritschel, Praxisanleiter und Wohngruppenleiter. Er war bisher „kein Freund von Impfungen“, aber in diesem Fall hat er sich dafür entschieden, denn die erste Infektionswelle im Frühjahr ist ihm noch in schlimmer Erinnerung. Damals waren viele Seniorinnen und Senioren im Haus erkrankt, teilweise mit schweren Verläufen. „Wir haben gesehen, wie schlecht es diesen Bewohnern ging. Es läuft mir jetzt noch kalt den Rücken runter, wenn ich an diese Zeit denke. Sowas will ich nicht nochmal erleben.“
Seine Kollegin Sunay Yünlü, ebenfalls Wohngruppenleiterin, pflichtet ihm bei: „Damals hat es auch sehr fitte Bewohner einfach umgehauen.“ Sie selbst war ebenfalls betroffen. „Vorher dachte ich: Ich bin jung und fit, mir kann nichts passieren. Dann habe ich selbst erlebt, welche Wirkung diese Krankheit hat.“ Sie ist froh, in einem Haus zu arbeiten, das sich schon früh um die Planung der Impfungen und um die Aufklärung gekümmert hat.
Auch Praxisanleiterin Bianca Hempel lobt die Strategie, vor der Impfung Gespräche mit Ärzten anzubieten. „Ich war von Anfang an bereit, mich impfen zu lassen, aber zu 100 Prozent dahinter stehe ich erst seit diesen Gesprächen“, so die Pflegefachkraft. Die Impfung biete die einzige Möglichkeit, bei der Bekämpfung der Pandemie nach einem Jahr endlich voranzukommen.

Nachdem die Beschäftigten ihre Spritze bekommen haben, wendet sich das Impfteam der Bewohnerschaft zu. Dietlinde Moser ist eine von 70 Seniorinnen und Senioren im Haus Siloah, die sich für eine Impfung entschieden haben. Und eine besonders engagierte Verfechterin: „Ich habe schon darauf gewartet. Jetzt freue ich mich, dass es endlich losgeht! Es ist ja die einzige Möglichkeit, gegen Corona vorzusorgen.“ Nebenwirkungen befürchtet die Seniorin, die sich täglich im Fernsehen über die Pandemie informiert, nicht: „Das ist ja alles geprüft, da kann nichts passieren.“ In ihrem Umfeld hat sie deswegen für die Impfung geworben. Impfarzt Dr. Armin Hartmann kennt die 83-Jährige vom Aufklärungsgespräch: „Da haben Sie richtig gute Fragen gestellt und die anderen mitgezogen“, freut er sich.
Zu den Impflingen gehört auch Jürgen Michel (81), der seit dem vergangenen Sommer mit seiner Ehefrau im Haus Siloah lebt. Er war „schon immer dafür“ – nicht nur, weil es ihn und andere schützt, sondern auch, um die Datenlage der Forschung zu verbessern. „Es dient der Wissenschaft, wenn wir uns impfen lassen!“ Vor der Spritze hat er keine Angst, denn: „Ich war früher Blutspender.“

Anfang Februar werden Mitarbeitende und Bewohner nochmals auf das Impfteam treffen – dann ist die zweite Dosis des Impfstoffs fällig.